Der Weg zum eigenen Herzen - SHF Yogalehrerin Janice

Von wie vielen Entscheidungen im Leben kann man sagen, dass sie die eigene Persönlichkeit grundlegend verändert haben – und das sogar ins Positive? Von einer solchen Erfahrung erzählt uns Yogalehrerin Janice Diederichs in einem Interview. Als sie sich auf den Weg des Yoga begeben hat, fand sie viel mehr als nur einen Bewegungssport. Es war der Weg zum eigenen Herzen, zu innerem Frieden und Authentizität in allen Beziehungen.

Diese Erfahrung möchte Janice nun auch an andere weitergeben: Mit der heilenden Kraft von Musik, Atem und Bewegung teilt sie diese gefundenen Weisheiten in den Yoga-Wochen im Schlosshotel Fiss >

Interview mit SHF Yogalehrerin Janice Diederichs

 

 

INTERVIEW MIT SHF YOGALEHRERIN JANICE DIEDERICHS

Was bedeutet Yoga für dich?

Yoga bedeutet für mich so viel. Es bedeutet für mich nicht nur, wie viele über Yoga denken, etwas rein Körperliches, sondern es bedeutet für mich authentisch zu sein. Mein wahres Ich kennenzulernen, nach innen zu schauen und immer mehr zurückzukommen zu meiner wahren Natur. Meine Masken fallen zu lassen und einfach die zu sein, die ich wirklich bin. Denn alle andere gibt‘s ja schon! Irgendwann habe ich gemerkt, wenn man wirklich authentisch ist und sich selbst so zeigt, wie man ist, dann ist man einfach viel glücklicher und fühlt sich viel wohler, egal wo man ist. Man zieht auch automatisch die Menschen ins Leben, die auch authentisch sind. Das ist dann so schön.

Gab es eine Zeit, in der du das nicht so gelebt hast?

Ja, fast mein ganzes Leben. Bis vor zwei Jahren ungefähr war ich noch nicht auf dem Weg des Yoga. Da hatte ich, genauso wie viele andere auch, immer eine Maske auf, die ich selber nicht mal kannte. Ich wusste nicht mal, dass ich nicht authentisch war. Durch Yoga, durch die Begegnungen mit mir selbst, durch die Innenschau, durch die schamanischen Rituale habe ich dann immer mehr zu mir gefunden.

Was kannst du einer Person raten, die auch authentischer leben möchte?

Erst mal sich selbst zu beobachten. Also wenn du zum Beispiel im Gespräch bist mit jemandem oder rausgehst in die Arbeit oder in die Welt – bist du wirklich du selbst? Beobachte dich mal. Hast du wirklich keine Maske auf? Oder passt du dich vielleicht an, weil du dann mehr dazugehörst oder den anderen vielleicht besser gefällst? Wenn du das anfängst zu beobachten, ohne zu werten, dann ist das der erste Schritt.

Wie unterscheidet sich das westliche Yoga von der indischen Tradition?

Die indische Yoga-Tradition unterscheidet sich in dem Sinne von der westlichen, dass in der indischen das Ziel von Yoga die Meditation ist. Und ich finde, das sollte sie auch immer sein. Also dafür machen wir eigentlich Yoga, um irgendwann die Gedanken zu beruhigen, um anzukommen in diesem meditativen Zustand im Herzen. Und ich glaube, in der westlichen Tradition wird das oft vergessen und der Fokus ist sehr auf das Körperliche gesetzt. Und deswegen bin ich ein Fan vom indischen Ursprung.

Was bedeutet Meditation für dich?

Meditation ist für mich, dass man immer mehr Beobachter wird. In der Meditation mit geschlossenen Augen beobachtest du einfach deine Atmung. Man kann auch mit offenen Augen meditieren, im Alltag. Das ist dann die Integration. Und das ist eigentlich die Kunst. Du kannst noch so viele schamanische Rituale besuchen, Pflanzenmedizin nehmen oder Meditieren. Das Wichtige ist die Integration danach, also es in dein Leben zu integrieren.

Wie macht man das?

Ich versuche wirklich immer mehr in die Rolle des Beobachters zu schlüpfen. Das heißt, am Ende des Tages, und eigentlich schon währenddessen, reflektiere ich mich selbst, analysiere ich mich, ohne zu werten: okay, was hätte ich anders machen können? Was kann ich nächstes Mal vielleicht besser machen?

Welchen Stellenwert hat Spiritualität in deiner Yoga-Praxis?

Oft werde ich gefragt: Janice, wie schaffst du es, die Spiritualität in dein Leben zu integrieren? Und dann sage ich, eigentlich ist es ganz anders. Ich versuche nicht die Spiritualität in meinen Alltag, in mein Leben zu integrieren, sondern mein Leben in die Spiritualität. Für mich sind wir alle spirituelle Wesen, weil Spiritus, das ist der Geist. Wir alle haben einen Geist in uns, eine Seele. Wir sind geistige Wesen in einem Körper, in Materie. Und für mich ist zum Beispiel geerdete Spiritualität sehr wichtig. Man kann sehr hoch fliegen und meditieren, aber weil wir eben einen Körper haben und in der materiellen Welt leben, ist es wichtig sich zu erden. Das heißt, in meiner Yoga-Praxis, zum Beispiel in meiner Klasse, verbinden wir uns mit der Erde. Das ist schon Spiritualität für mich. Wir lassen Wurzeln wachsen aus den Füßen, und bekommen dann die Energie von Mutter Erde. Gleichzeitig verbinden wir uns mit oben, mit dem Kosmos und wir verbinden uns auch mit unserem Herzen, also mit uns selbst.

Was bedeutet diese Verbundenheit für deinen Alltag?

Man kann es schwer in Worte fassen, wirklich erfahren kannst du es nur durch Selbsterfahrung. Aber zum Beispiel durch Yoga-Praxis oder Meditation, spürst du irgendwann, dass jeder im Außen, jede Begegnung, jeder Mensch ein außenstehender Anteil von dir selbst ist. Wenn du wem anderen etwas Schlechtes tust oder sagst, bist du eigentlich schlecht zu dir selbst. In uns drin ist ein Mini-Universum und es spiegelt das ganze Universum um uns herum wider. Alles ist Energie und wir schwingen auf einer gewissen Frequenz. Zum Beispiel: Du schwingst heute in der Frequenz von Dankbarkeit. Du fühlst dich heute sehr dankbar – automatisch entstehen mehr Situationen, wo man die Dankbarkeit spüren kann. Wenn du dagegen gestresst bist, kann es gut sein, dass in deinem äußeren Spiegel auch Personen kommen, die gestresst sind. Das ist das Gesetz der Anziehung: Das was wir sind, das ziehen wir auch an.

Religion und Yoga – gibt es da eine Verbindung?

In unseren Kreisen, wenn wir zusammensitzen auf den Conscious Events, dann ist alles willkommen. Also Hinduismus, Buddhismus, Christentum… alles. Es ist ganz egal, es geht eigentlich immer um dasselbe. Es geht in jeder Religion ursprünglich um diese Liebe, um Gott. Und im Yoga geht es darum, dass du erfahren kannst, dass das Göttliche in dir ist, in jedem von uns. Und ganz vieles, das ich lernen durfte, ist aus dem Schamanismus, also von den indigenen Völkern. Aber im Prinzip sagen alle das Gleiche. Alle singen die gleichen Lieder, vielleicht in anderen Sprachen, aber sie singen von diesem Göttlichen, was in dir ist und von dieser einen Quelle der bedingungslosen Liebe in uns allen.

Wer hat dich zum Weg des Yoga inspiriert?

Meine Mama. Die hat schon immer einen Zugang zur Spiritualität gehabt und mich schon ganz früh in die Weisheiten eingeweiht, aber ich habe mich eher dagegen gesträubt. Und dann habe ich eigentlich durch Zufall meine Yoga-Ausbildung gemacht, weil eine Freundin von mir hat die Yoga-Ausbildung im Alpenretreat am Fernpass in Tirol gemacht. Und dann habe ich gesagt: Das klingt ganz cool, kann ich da mitkommen? Und schon war ich mittendrin und zunächst dachte ich mir so: Was ist denn das?! Da haben sie Mantras gesungen und ich habe gesagt: Das ist mir alles viel zu spirituell! Aber ich habe es trotzdem genossen und durch diese vier Wochen intensive Praxis, Yoga, Meditation, jeden Tag Disziplin, um 6 Uhr aufstehen bis 9 Uhr abends, habe ich einfach gespürt, oh okay, ich verstehe noch nicht ganz, was sie machen, aber ich verstehe in welche Richtung das geht und das ist ja unglaublich, also magisch, was da passiert. Das hat mich so fasziniert, dass ich dann immer tiefer gegraben habe, also immer mehr meditiert habe, viele schamanische Rituale, Kakao-Zeremonien, Räucher-Zeremonien besucht habe. Das hat mich so sehr meiner wahren Natur näher gebracht, dass ich jetzt immer weiter in die Richtung gegangen bin. Und es gibt auch kein Zurück mehr. Der Weg des Herzens wird weiter beschritten!

Welche Rolle spielt der Atem für dich?

Der Atem ist so ein kraftvolles Werkzeug, was uns einfach sofort innerhalb von ein paar Sekunden wieder komplett zurück nach Hause bringen kann, in unseren Körper, zu uns selbst. Ich habe gemerkt, dass viele Menschen, auch ich, in Stresssituationen oft viel zu flach oder durch den Mund atmen. Dabei ist die Atmung durch die Nase so wichtig, bis in den Bauch und vor allem tief atmen. Jedes Organ, jede Körperfunktion, jede Zelle wird mit Sauerstoff versorgt, unser Gehirn, die Blutzirkulation… Es ist eigentlich so wichtig, dass wir tief atmen, damit alles gut versorgt wird in uns. Deswegen spielt der Atem eine große Rolle in meiner Yogapraxis. Es wird am Anfang tief geatmet, um erstmal bei sich anzukommen. Während jeder Position konzentrieren wir uns auf die Atmung, um uns einfach noch besser entspannen zu können. Ich bin sehr dankbar für dieses Werkzeug in uns!

Welche Rolle spielt Musik in deiner Yogapraxis?

Ich habe in meinem Yoga-Unterricht immer Musik im Hintergrund laufen. Sie hilft uns dabei, noch tiefer in die Entspannung zu kommen, noch mehr loslassen zu können. Da gibt es ein Experiment von Dr. Emoto, in dem er beobachtet hat, dass sich Wasser, wenn man es mit schönen Worten oder Musik beschallt, in wunderschöne Kristalle anordnet. Und wir Menschen bestehen zu 72% aus Wasser. Wenn wir zum Beispiel Mantras singen, kommen wir in eine schöne Frequenz und das Wasser in uns formt sich zu wunderschönen Kristallen. Das heißt, es ist heilsam für den ganzen Körper und den Geist. Ich spiele am Ende auch oft mit meiner Gitarre und singe und mache eine Art Soundhealing, wo sich alle auf den Boden legen. Und da brauche ich gar nichts wissenschaftlich nachweisen, weil ich spüre, was das für eine Auswirkung auf die Menschen hat, wenn sie dann wieder rauskommen aus der Entspannung. Es erfüllt mein Herz mit so viel Freude zu sehen, wie die Musik auf die Menschen wirkt und wie sie das Herz öffnet.

Wie hat Yoga dein Leben verändert?

Yoga hat für mich einfach alles verändert, meine Einstellung zum Leben, das heißt auch, mich jeden Tag aufs Neue zu entscheiden – weil das ist eine Entscheidung – einfach glücklich zu sein. Yoga hat auch meine Beziehungen, also meine Beziehung zu mir selbst, unglaublich verschönert und auch alle Beziehungen um mich herum. Sie sind viel achtsamer geworden, authentischer, tiefgehender und liebevoller und dafür bin ich unendlich dankbar.

Welche Botschaft möchtest du in deinem Unterricht weitergeben?

Sei du selbst! Alle anderen gibt es schon. Zeig dich wirklich authentisch. Ja, lege einfach alle Masken ab. Sei du selbst, weil du bist perfekt, du bist wunderschön und vollkommen so wie du bist. Und alles, was du suchst, vielleicht im Außen oder in jeder Rolle, in die du schlüpfst, macht eigentlich keinen Sinn. Weil wenn du dich wirklich echt zeigst und dein Herz offenbarst, dann bemerkst du: Alles was du brauchst und alles, was du suchst, ist bereits in dir!