- Ort: Fisser Dorfkern
- Datum: Sonntag, 29. Jänner 2023
- Beginn: 12:30 Uhr
- Ende: 18:00 Uhr
- Eintritt: 9€
- gratis für Kinder bis 14 Jahre
Fisser Blochziehen – eine Tradition, die auch heute noch begeistert
Bald erstrahlt der Alpenraum in den bunten Farben der Fasnächte, bei denen noch einmal so richtig gefeiert wird, bevor die strenge Fastenzeit beginnt. Das Fisser Blochziehen stellt unter den Bräuchen eine Besonderheit dar. 2011 wurde es in das UNESCO-Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Alle 4 Jahre findet das Event voller historischer Kostüme, faszinierend geschnitzter Holzmasken und ausgelassenem Treiben statt, bei dem der Fisser Dorfkern zur Freiluftbühne eines besonderen Schauspiels wird.
Im Zentrum des Brauchs steht der „Bloch“, ein bis zu 35 Meter langer, 5 Tonnen schwerer Zirbenstamm, der schön geschmückt und auf einem Schlitten quer durch Fiss gezogen wird. Ursprünglich war es eine vorchristliche Tradition, die nur von jungen, ledigen Männern aufgeführt wurde. Sie stellten den Sieg über die Kälte und das freudvolle Ausleben der Fruchtbarkeit in aufwendigen Kostümen und heiterer Inszenierung dar. Heute dürfen auch verheiratete Männer in diese Rollen schlüpfen und an weiblicher Unterstützung fehlt es in der Vorbereitung und Organisation auch nicht. Kurz, es ist ein Event, bei dem das gesamte Dorf zusammenkommt und die Verbundenheit der Fisser Gemeinschaft feiert.
„Der Zirbenbaum symbolisiert einen Pflug, der die Erde aufreißt – er ist ein Sinnbild für die Fruchtbarkeit.“
Interview mit Bernhard Rietzler
Die Vorbereitungen fürs Fisser Blochziehen sind in vollem Gange. Dabei ist auch unser Haustechniker Bernhard Rietzler mitten im Geschehen. Bernhard ist nicht nur im Schlosshotel Fiss hinter den Kulissen tätig, sondern er ist auch Teil des Blochziehgremiums und hilft bei der Organisation des traditionellen Schauspiels. In einem Interview erzählt er uns, was das Fisser Blochziehen ausmacht und wie aufwendig die Vorbereitungen auf den berühmten Fasnachtsbrauch wirklich sind.
Wie würdest du das Fisser Blochziehen jemandem beschreiben, der das Event noch nie miterlebt hat?
Bernhard: Das Blochziehen ist ein alter Fasnachtsbrauch, bei dem es um einen Zirbenbaum geht, der zirka 35 Meter lang und 5 Tonnen schwer ist. Er symbolisiert einen Pflug, der die Erde aufreißt – es ist ein Sinnbild für die Fruchtbarkeit. Alle 4 Jahre findet das Event statt, bei dem der Baum durchs Dorf gezogen wird. Dabei gibt’s auch verschiedene Stationen, bei denen ein Schauspiel stattfindet. Zum Beispiel werden der „wilde Mann“ und der Bär eingefangen. Alle müssen mithelfen, damit der Baum durchs Dorf kommt. Am Schluss, an der 4. Station am Fonnes, unserem Hauptplatz, wird er dann versteigert.
Welche traditionellen Figuren gibt es noch beim Blochziehen?
Bernhard: Es gibt zum Beispiel den „Schwoaftuifl“ in Lederhose und Pelzgewand mit Schwanz und Gabel. Er ist ganz am Ende von dem Baum und will den Bloch aufhalten. Er versucht ihn zu bremsen und will das Weiterziehen verhindern. Dann gibt’s die 12 Schallner, die – wie soll ich sagen – eher nobel sind. Sie tragen bis zu 15 kg schwere Schellen und haben eine kräfteraubende Arbeit zu tun. Weiters gibt’s auch noch Hexen, Bär und Miasmann und ganz viele Paare: Liebespaar, Dienstbotenpaar, Bauernpaar. Das fahrende Volk, das sind die Karner, sind nicht direkt am Baum, sondern haben einen eigenen Wagen, auf dem sie Scheren schleifen und Pfannen flicken.
Wie viele Personen wirken bei dem Umzug mit?
Bernhard: Direkt am Baum werden zirka 70 Personen sein. Dann gibt’s noch die Figuren, die abseits vom Baum im Geschehen dabei sind – da haben wir noch einmal 30-40 Leute. Und im Großen und Ganzen gibt’s dann auch noch die Buden, die dazugehören. Man kann also sagen, da ist fast das ganze Dorf eingespannt. Eigentlich ist dieser Brauch nur für Männer, aber wir sind auch froh um die Frauen, denn sie helfen uns sehr mit den Kostümen.
Wie aufwändig ist die Vorbereitung und wie lange dauert sie?
Bernhard: Die Vorbereitungen beginnen bereits das Jahr davor und in den letzten Monaten wird es dann sehr intensiv. Es gibt ein Gremium, da sind wir 20 Leute und jeder hat da seine Aufgaben. Es geht los mit den Wahlen – der Vorstand wird immer wieder gewählt. Dann geht’s darum den Baum auszusuchen, die Rollen zu verteilt und Presseangelegenheiten zu regeln. Es ist eine sehr aufwändige Geschichte, die da im Hintergrund passiert.
Was ist deine Rolle in dem Gremium?
Bernhard: Ich bin mit einem Team für die Bekleidung zuständig. Die Bekleidung hat nicht jeder Zuhause, sondern die Holzmasken und Gewänder werden gelagert. Das muss auch immer wieder erneuert werden. Und ein großer Punkt ist: Wir haben sehr viel altes Material und das ist schwer aufzutreiben. Vom Dorf bekommen wir zum Glück immer wieder alte Bekleidung, denn sonst wäre es schwierig. Das wird heute nicht mehr produziert.
Das Blochziehen ist eine sehr alte Tradition, was begeistert die Menschen auch heute noch daran?
Bernhard: Es gibt Aufzeichnungen übers Blochziehen aus dem 15. Jahrhundert, und dann später ab 1909. Aber dann ist der Krieg gekommen und es wurde wieder ausgesetzt. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird es eigentlich alle 4 Jahre wieder regelmäßig veranstaltet. Ich glaube, dass die Leute heute auch noch auf das Urige und Bodenständige stehen. Es gibt diese urigen Kostüme, die den Brauch ausmachen. Dann gibt es Figuren wie den Bajatzl, der auf den Dächern rumspringt, oder die Mohrelen mit den schwarzen Masken – das sind ganz typische Figuren, die es so nur in Fiss gibt.
Ist der „Bloch“ auch typisch für Fiss?
Bernhard: Den Bloch gibt’s auch in anderen Dörfern. Aber Fiss ist immaterielles UNESCO-Kulturerbe und zwar deshalb, weil die Fisser die ersten waren, die es so gemacht haben. In der Nähe, in Fließ und in Tobadill gibt’s das Blochziehen auch, aber, ich hätte jetzt gesagt, dass das eigentlich uns nachgeahmt ist.
Was möchtest du anderen über das Fisser Blochziehen noch mitgeben?
Bernhard: Ich sag, das Blochziehen soll jeder mal gesehen haben. Es ist eine von den 6 großen Fasnachten in Tirol – da ist auch Imst dabei, Nassereith, Axams, Tauer und Tramin in Südtirol. Und das sind wirklich urige Fasnachten und es ist super, wenn man das mal gesehen hat. Es ist ganz was Einzigartiges!
Für alle, die sich das Fisser Blochziehen nicht entgehen lassen möchten: Das Event startet am 29. Jänner 2023 um 12:30 Uhr im Fisser Dorfkern und endet um 18:00 Uhr. Wir freuen uns, Sie dort zu treffen!