30 Jahre SHF: Bernadette und Simone Domenig erzählen
Gemeinsam mit ihrer Tochter Simone und der SHF Crew hat Bernadette Domenig ein echtes Landmark in der alpinen Hotelgeschichte gesetzt: Das Schlosshotel Fiss zählt zu den Leitbetrieben für gehobenen Familien- und Spa-Urlaub – und ist dabei einzigartig für sich. Im Interview erzählen die Unternehmerinnen ihre Schlosshotel-Geschichte – und was sie heute bewegt.
Als Sie den Kaufvertrag für das Schlosshotel, das die Vorbesitzer-familie Sailer bereits so benannt hatte, unterzeichneten, begann eine Erfolgsgeschichte – geprägt von unternehmerischem Fokus, Freude am Gastgebersein und gutem Schicksal. Wie verlief diese wichtige Entscheidung?
Bernadette Domenig (BD): Ich habe im Schlosshotel immer etwas Besonderes gesehen. Es hatte etwas Magisches für mich, das mich nie losgelassen hat. Als es zum Verkauf stand, war ich bereits in meinem Ursprungsbetrieb, dem À-la-carte-Restaurant Kupferpfandel, sehr engagiert und zögerte zunächst. Doch das Hotel hat scheinbar auf mich gewartet, und es war ein sehr schöner Moment, schließlich die Verantwortung für diesen besonderen Ort zu übernehmen.
Pünktlich zur Weihnacht 1991 öffneten Sie die Türen Ihres Schlosshotel Fiss. Die Jahre des Aufbaus waren intensiv und von Wachstum geprägt. Was waren die wichtigsten Stellhebel des Schlosshotel-Erfolgs?
BD: Einerseits, dass wir uns von Anfang an ganz klar als Hotel für Familien positioniert haben und uns Ende der 1990er Jahre auf Wellness und Spa spezialisieren konnten. Andererseits, dass wir über konsequente Reinvestition der Gewinne den Erfolg stetig ausbauen konnten. Für mich galt immer das Credo: „Stillstand ist Rückschritt“, und das hat sehr viel in Bewegung gesetzt.
Liebe Simone Domenig, als Sie gemeinsam mit Ihren Eltern ins neu erworbene Schlosshotel gezogen sind, waren Sie neun Jahre alt. Wie haben Sie diese entscheidende Zeit erlebt?
Simone Domenig (SD): Anfangs habe ich gar nicht realisiert, was das für mich bedeutet, und als der Umzug anstand, wollte ich nicht. Ich dachte, ich wäre viel zu weit weg von meinen Freunden und der Schule und am „Ende des Dorfs“ ganz allein. Ich war erst bereit umzuziehen, als mir meine Eltern ein Pferd versprochen haben. (lacht) Dann war ich überzeugt! Als ich gesehen habe, dass meine Freunde mich trotz des Umzugs besuchten, und ich erlebte, wie toll es ist, in einem Haus mit Schwimmbad und allem Drum und Dran zu wohnen, war ich sehr glücklich in meinem neuen Zuhause. Das Pferd war vergessen und der Familienalltag gar nicht so anders als zu der Zeit, in der meine Eltern das À-la-carte-Restaurant geführt hatten. Ich war sehr glücklich.
Frau Bernadette Domenig, gab es Ängste oder Zweifel, die Sie als Unternehmerin und zweifache Mutter in dieser Zeit durchlebten?
BD: Gar keine. Es gab nur viel Respekt vor der Aufgabe und immer große Dankbarkeit, wenn ein weiterer Schritt gut gelungen ist.
Welche Hoppalas werden Ihnen immer in Erinnerung bleiben?
BD: Hoppalas und Fehler lassen sich nicht vermeiden. Doch es ist eine gute Übung, sich nicht ständig an sie zu erinnern, sondern aus ihnen zu lernen.
Liebe Simone Domenig, im Schlosshotel Fiss aufgewachsen haben Sie sich für eine Ausbildung an der Hotelfachschule Villa Blanka entschieden und sind nach Ihren Auslandsaufenthalten im Jahr 2004 in die Heimat zurückgekehrt. War für Sie damals schon klar, dass die Führung des Schlosshotel Fiss Ihre Lebensaufgabe ist?
SD: Nein, überhaupt nicht. Ich habe mich damals sehr für die soziale Arbeit interessiert, doch bin ich im Laufe der Zeit sehr mit dem Hotel zusammengewachsen. Egal welche Pläne ich hatte, das Hotel war immer mein Anker und mein Zuhause. Daher bin ich 2004 als Mitarbeiterin ins Hotel zurückgekehrt. Je mehr ich vom Hotelbetrieb verstand, und je mehr Abteilungen ich kennenlernte, desto größer wurde mein Ehrgeiz, überall die Beste zu sein. So habe ich bis 2010 als Rezeptionsleiterin gearbeitet, und bin dann in die Buchhaltung und Lohnverrechnung gewechselt, um auch die betriebswirtschaftlichen Aspekte im Detail kennenzulernen. Durch die Laufbahn hier im Hotel ist meine Arbeit zu meiner Leidenschaft geworden, und ich war 2013 mit knapp 30 Jahren absolut bereit, in die Geschäftsführung einzusteigen und 2016 auch die Rolle der MitInhaberin des Schlosshotel Fiss zu übernehmen.
Was hat sich dadurch für Sie verändert?
SD: Vieles. Da ich damit im operativen Bereich eigenständig entscheiden konnte, gewann ich die Freiheit, das Schlosshotel Fiss nicht nur als mein Erbe anzunehmen, sondern auch nach meinen Vorstellungen zu gestalten. Einer der ersten wichtigen Schritte für mich war der Aufstieg in die 5-Sterne-Kategorie und die Entwicklung neuer Benefits und Strukturen für unsere SHF Crew, die sich mit dem Generationenwechsel auch verjüngt hat. Mich freut das, denn die Hotellerie ist ein dynamisches und lebendiges Feld, in dem wir gemeinsam viel gestalten können. Mit jeder Entscheidung und jeder Weiterentwicklung bin ich noch mehr mit dem Haus und den Mitarbeitern zusammengewachsen. Ich fühle mich sehr verbunden mit allem und sehr verantwortlich für das Gelingen des großen Ganzen. Das Schöne ist, dass ich dabei immer auf das volle Vertrauen meiner Mutter bauen konnte. Sie war und ist im Hintergrund immer für mich da und bereit, mir beratend und unterstützend zur Seite zu stehen– sei es für eine Zweitmeinung in Sachen Einrichtung, bei wirtschaftlich-strategischen Entscheidungen oder einfach als liebevolle Oma.
Wie haben Sie diese Phase des Wandels erlebt?
BD: Der Wandel gehört für mich zum Leben und ich erlebte ihn immer als erfrischend und inspirierend. Eine Nachfolgerin wie Simone zu haben, ist für mich wie ein Sechser im Lotto. Die gelungene Übergabe an sie ist für mich das Highlight der 30-jährigen Schlosshotel-Geschichte – ich bin sehr stolz auf sie.
Was ist Ihre schönste Erinnerung an die letzten 30 Jahre?
SD: Da das Hotel immer auch mein Zuhause war, habe ich sehr viele schöne Erinnerungen: die Familienfeste, die wir hier gefeiert haben, unsere Hochzeit hier im Hotel, die 25-Jahr-Feier, die vielen tollen Silvesterabende, an denen wir mit unseren Gästen angestoßen haben, die schönen Erlebnisse mit den Mitarbeitern und jeder einzelne Saisonabschied. Dabei setzen wir uns mit den Abteilungsleitern zusammen und schauen auf die vergangenen Monate zurück – und dieser Moment ist immer ausschließlich positiv. Auch wenn die Saison natürlich arbeitsreich und intensiv war, bleiben zum Schluss immer nur die guten Seiten stehen. Es erfüllt mich sehr, dass so viele Mitarbeiter der SHF Crew hier bei uns so verwurzelt sind und auch mit dem Generationenwechsel mitgegangen sind. Ich bin dankbar für jeden, der die Geschichte des Hauses kennt und mitgeprägt hat, und jeden, der mit mir in die Zukunft geht.
Was ist Ihnen für die Zukunft des Schlosshotel Fiss besonders wichtig?
SD: Für mich persönlich wünsche ich mir, dass das Hotel weiterhin der Ort bleibt, an dem wir uns als Familie fast jeden Tag zum Essen treffen und an dem wir unsere besonderen Momente feiern. Bei all der Weiterentwicklung und dem hohen Komfort möchte ich die Beständigkeit und menschliche Qualität bewahren, die wir als Familie, die Gäste und die SHF Crew hier so schätzen. Selbstverständlich möchten wir immer wieder neue Schlosshotel-Erlebnisse schaffen können, doch dabei Stabilität und Harmonie verkörpern.
Welche Herausforderungen sehen Sie? Welche Chancen?
SD: Die Konkurrenz im Alpenraum wächst, doch wir haben nie auf schnelle Trends gesetzt, sondern in eine bewusste, für uns charakteristische und authentische Entwicklung investiert – und ich denke, unsere Gäste erkennen und schätzen das. Unsere Chance sehe ich darin, dass wir mit einem sehr offenen, modernen, aber sehr gut verwurzelten Blick auf die Entwicklungen schauen und nicht nur über bauliche Neuheiten, sondern gerade auch durch eine hohe Serviceleistung überzeugen. Und natürlich ist die SHF Crew entscheidend. Es freut mich, dass wir so viele Benefits bieten und gerade das neue SHF Home in Top-Lage errichtet haben, in dem unsere Mitarbeiter ein echtes, schönes und niveauvolles Zuhause finden.
Worin liegt die größte Freude in Ihrem Beruf?
SD: Darin, dass es kein Beruf für mich ist, sondern meine Berufung. Obwohl die Führung eines Hotels dieser Größe selbstverständlich viele Herausforderungen mitbringt, erlebe ich es nicht als Last. Ich kann Entscheidungen sehr gut treffen und überzeugend dahinterstehen. Dass Familie und Hotel sehr eng verwoben sind, erlebe ich als Bereicherung und Vorteil für alle. Wenn ich abends nach Hause gehe, nehme ich wenige Sorgen mit und kann die Freude an den Erfolgen sehr genießen.
Was wünschen Sie sich für das Schlosshotel Fiss?
SD: Dass es so weitergeht wie bisher und dass wir noch viele Ideen und Vorstellungen umsetzen können. Und dass sich die SHF Crew gut weiterentwickelt und immer noch mehr Mitglieder sich mit dem Schlosshotel Fiss identifizieren und viel Freude daran haben, diesen besonderen Ort mitgestalten zu dürfen.
Wofür sind Sie besonders dankbar?
BD: Dafür, dass alles so ist, wie es ist.