Der kalte Spaß ist in aller Munde und wird immer populärer: Das Eisbaden.
Eisbaden ist eine Praxis, die seit Jahrhunderten existiert, und nun auch in der modernen Welt zunehmend an Beliebtheit gewinnt. Was einst als mutige Tat galt, wird heute von vielen als ein Weg zu verbessertem Wohlbefinden und gesteigerter Vitalität angesehen. Die Praxis hat ihre Wurzeln in alten Traditionen, aber erst in den letzten Jahren hat sie eine Renaissance erlebt, besonders durch die Popularität des Niederländers Wim Hof, auch bekannt als "The Iceman".
Was steckt hinter dem Hype? Ist Eisbaden gesund? Und warum fasziniert das Eisbaden immer mehr Menschen? In diesem Artikel tauchen wir ein - ins kalte Wasser und die Thematik des Eisbadens, um diese und noch mehr Fragen zu beantworten.
Was ist Eisbaden?
Eisbaden ist das Baden in eiskaltem Gewässer oder in einer Eiswanne. Dabei unterscheiden Experten ganz klar unter Eisbaden und Eisschwimmen. Während man sich beim Eisschwimmen im Wasser fortbewegt - also schwimmt - hält man sich beim Eisbaden stehend, sitzend oder liegend im kalten Nass auf. Ein weiterer Begriff, der in diesem Zusammenhang oft verwendet wird, ist das Winterbaden. Dies beschreibt einfach den Gang ins natürliche Wasser im Winter, unabhängig von der Temperatur.
Offiziell spricht man von Eisbaden bei einer Wassertemperatur zwischen drei und fünf Grad Celsius. Grundsätzlich gilt: Pro Grad verbringt man eine Minute im Eiswasser.
6 Grad = 6 Minuten | 5 Grad = 5 Minuten | 4 Grad = 4 Minuten | 3 Grad = 3 Minuten | etc.
Jedoch muss man nicht sofort bei diesen eisigen Temperaturen den Sprung ins kalte Wasser wagen. Die positive Wirkung des kalten Wassers am Körper beginnt schon bei einer Temperatur von 10 bis 15°C Grad. Sie können sich daher auch Schritt für Schritt herantasten, und einfach mit einer 15°C Grad kalten Dusche beginnen.
Eisbaden: Anleitung und die Wim-Hof-Methode
Der niederländische Extremsportler Wim Hof wird immer wieder mit Eisbaden in Verbindung gebracht. Er hält mehrere Weltrekorde im Umgang mit extremer Kälte und führt seinen Erfolg auf die von ihm entwickelte Wim-Hof-Methode zurück. Diese Methode basiert auf einer speziellen Atemtechnik, die positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben soll. Dabei bereitet man den Körper gezielt auf das Eisbaden vor.
Die Wim-Hof-Methode kombiniert tiefe Atemzüge und Atemanhaltephasen, wodurch der Sauerstoffgehalt im Körper erhöht und der Kohlendioxidgehalt im Blut gesenkt wird. Dies stimuliert das sympathische Nervensystem und steigert die Herzfrequenz. Die Kälte des Eisbades könnte normalerweise den Körper in einen Zustand der Panik versetzen, was häufig zu flacher und schneller Atmung führt. Doch durch die Anwendung der Wim-Hof-Atemtechnik wird der Körper stattdessen zu Ruhe und Gelassenheit geführt.
Wim-Hof-Methode | Schritt 1: Machen Sie es sich bequem
Finden Sie eine bequeme Position im Sitzen oder im Liegen, in der sich Ihr Bauch frei ausdehnen kann.
Wim-Hof-Methode | Schritt 2: 30 tiefe Atemzüge
Schließen Sie die Augen und atmen Sie tief durch die Nase ein,während Sie Ihren Bauch nach außen drücken. Wenn die Lungen voll sind, lassen Sie den Atem durch den Mund ausströmen.
Wim-Hof-Methode | Schritt 3: Atem anhalten
Halten Sie nach der letzten Ausatmung den Atem an, bis Sie den Drang verspüren, erneut zu atmen.
Wim-Hof-Methode | Schritt 4: Erholungsatmung
Nehmen Sie einen tiefen Atemzug und dehnen Sie dabei Ihren Bauch wieder aus. Halten Sie den Atem für 15 Sekunden an und lassen Sie ihn dann los.
Damit ist eine Runde abgeschlossen. Bevor Sie ins Eisbad steigen, sollten Sie diese Übung drei bis vier Mal wiederholen, um mehr Ruhe im Körper zu spüren. Im Anschluss sind Sie bereit, in das kalte Wasser zu steigen. Machen Sie dies achtsam und bewusst und konzentrieren Sie sich auch im Wasser ganz auf Ihre Atmung: ideal ist ein ruhiges und tiefes Ein- und Ausatmen.
Ist Eisbaden gesund?
Darauf kann man keine "one-fits-all" Antwort geben. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass Eisbaden für gesunde Menschen noch mehr zur Gesundheit beiträgt.
Eisbaden geht weit über die einfache Erfrischung hinaus. Eine regelmäßige Praxis stärkt das Immunsystem und schützt somit vor Erkältungen und Infekten. Zusätzlich reagiert der Körper auf die Kälte, indem er Adrenalin, Endorphine und entzündungshemmende Kortikoide freisetzt. Auch das Herz-Kreislauf-System wird durch das Eisbaden gestärkt, da die Kälte die Durchblutung anregt.
Eisbaden kann zudem beim Abnehmen helfen, da Kälte die Fettverbrennung anregt. Mehrere Studien belegen dies: Die Kälte unterstützt den Körper dabei, weißes Fett (=Depotfett) in braunes Fett (=“gutes“ Fett) umzuwandeln. Braunes Fett setzt direkt Energie frei und somit wird das Fett schnell wieder verbrannt. Abnehmen durch Eisbaden ist somit durchaus möglich - jedoch ist die Voraussetzung dafür regelmäßiges Eisbaden sowie ein gesunder Lebensstil. Zudem kann Eisbaden auch dazu beitragen, Cellulite zu reduzieren.
Viele Sportler zählen auf das Eisbaden nach dem Sport. Studien zeigen, dass ein Eisbad nach dem Sport die Regeneration beschleunigt.
Der Sprung ins kalte Wasser bringt viele gesundheitliche Vorteile mit sich. Hier nochmal im Überblick:
- Eisbaden stärkt das Immunsystem.
- Eisbaden unterstützt das Abnehmen.
- Eisbaden trainiert mentale Stärke.
- Eisbaden wirkt entzündungshemmend.
- Eisbaden regt die Durchblutung an.
- Eisbaden hebt die Stimmung.
- Eisbaden trainiert das Herz-Kreislauf-System.
- Eisbaden nach dem Sport unterstützt die Regeneration.
"Eisbäder haben unglaublich viele positive Effekte auf den Körper. Man trainiert das Immunsystem, man wird stressresistenter, man trainiert das Gefäßssystem, und man schüttet Glückshormone aus."
Kathrin-Anna, Wim Hof Trainerin der SHF Biohacking Tage
Für wen ist Eisbaden nicht gesund?
Während das Eisbaden für die meisten Menschen viele gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, ist bei manchen Vorsicht geboten. Grundsätzlich sollten Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden nicht eisbaden.
Die Voraussetzung für Eisbaden ist, dass Sie sich köperlich fit fühlen und einen gesunden Kreislauf haben. Wer unter Bluthochdruck, Herz- oder Gefäßerkrankungen oder Diabetes leidet, sollte das Eisbaden vermeiden. Auch während der Schwangerschaft sollte man nicht eisbaden. Lassen Sie sich zur Sicherheit von Ihrem Arzt durchchecken, bevor Sie ins eiskalte Wasser steigen.
9 Tipps zur Vorbereitung für sicheres Eisbaden
Sicheres Eisbaden benötigt eine gründliche Vorbereitung. Neben der Wim-Hof-Atmung und Ihrem Gesundheitszustand sollten Sie die folgenden Tipps als Vorbereitung für sicheres Eisbaden beachten:
Tipp #1: Steigen Sie nicht direkt in 3°C Grad kaltes Wasser, sondern tasten Sie sich langsam heran. Starten Sie mit kaltem Duschen, dann wagen Sie ein Kältebad bei ca. 10°C und reduzieren Sie langsam die Temperatur.
Tipp #2: Wichtig ist, dass Sie beim Eisbaden immer auf Ihren Körper hören und beobachten, wie Sie auf die Kälte reagieren. Versuchen Sie nicht, direkt eine bestimmte Zeit im kalten Wasser zu bleiben. Starten Sie sanft und steigern Sie sich mit jedem Mal Schritt für Schritt.
Tipp #3: Für Ihr Eisbad zuhause brauchen Sie nicht dringend eine besondere Eistonne oder ein Holzfass. Auch eisbaden in der Badewanne ist möglich: Füllen Sie Ihre Badewanne mit kaltem Wasser und geben Sie Eis hinzu.
Tipp #4: Wenn Sie Ihr Eisbad in natürlichen Gewässern planen, nehmen Sie warme Kleidung und Decken für danach mit. Nach dem Eisbaden freuen Sie sich auch über warmen Tee in der Thermosflasche zum Aufwärmen.
Tipp #5: Um Ihren Körper an das kalte Wasser zu gewöhnen, sollten Sie bereits im Herbst mit dem Kältebad starten. So tasten Sie sich langsam an die Kälte eines Winterbades im See oder Fluss heran.
Tipp #6: Über den Kopf verliert der Körper viel Wärme. Tragen Sie daher eine Mütze und tauchen Sie nicht mit dem Kopf unter.
Tipp #7: Gehen Sie niemals allein Eisbaden, sondern immer mit einer Begleitung, die im Notfall helfen kann.
Tipp #8: Wichtig ist, im Wasser die Aufmerksamkeit auf den Atem zu lenken und fokussiert ein- und auszuatmen. Der Körper neigt aufgrund des Schockes zu einer flachen Schnappatmung - hierbei ist wichtig, dass Sie ganz bewusst und lange ausatmen.
Tipp #9: In vielen Städten gibt es bereits Gruppen zum Eisbaden. So finden Sie Gleichgesinnte, mit denen Sie gemeinsam Eisbaden gehen, oder sich zum Thema austauschen können.
Das klingt etwas zu extrem für Sie? Es muss kein Eisbad sein.
Sie können auch von den gesundheitlichen Vorteilen von kaltem Wasser profitieren, ohne gleich in ein Eisbad zu steigen. Hier sind ein paar Optionen, für die leichtere Variante der Kältetherapie:
- Baden im Högsee in Serfaus
Der Högsee in Serfaus liegt auf einer Höhe von ca. 1.800 Metern und bietet auch im Sommer eine erfrischende Abkühlung. Mit einer Maximaltemperatur von 20°C Grad (aber meistens weniger!) eignet er sich ideal, um dem Körper einen Kälte-Kick zu geben. - Sauna + Kaltwasserbecken im Schloss Spa
Zugegeben, ein Kaltwasserbecken mit 18°C Grad klingt im Vergleich zu einem Eisbad nicht so kalt.. aber stellen Sie sich vor, Sie kommen direkt aus der Sauna und steigen dann in das Kaltwasserbecken. Auch das tut Ihrem Körper gut und bringt gesundheitliche Vorteile. Vor allem der Wechsel zwischen Hitze und Kälte wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. - Kalte Dusche
Es ist allseits bekannt, dass kaltes Duschen gesund ist. Beim ersten Mal kostet es vielleicht etwas Überwindung, aber wenn Sie einige Male mit einer kalten Dusche in den Tag starten, wird es ganz schnell zur Routine. Der Körper gewöhnt sich daran und es ist weniger schlimm, als beim ersten Mal. Bei einer kalten Dusche beträgt die Wassertemperatur durchschnittlich um die 12-15°C Grad.
Tipp: Falls eine kalte Dusche zu viel Überwindung kostet, können Sie sich auch mit Wechselduschen an die Kälte herantasten. Wechseln Sie zwischen kalt und warm. Wichtig ist, dass Sie die Dusche mit kaltem Wasser beenden.
Tine Stierle (mitte) und Kathrin-Anna (rechts) | Wim Hof Trainerinnen der SHF Biohacking Tage